Die Zypresse. Bemerkungen zu einem Bild des Südens
Eventdatum:
16 September, 2022
Eventuhrzeit:
19:00
Veranstaltungsort:
Augustinermuseum Freiburg
Für den mediterranen Süden steht die Säulenzypresse wie ein Emblem. Ihre architektonisch geklärte Gestalt fügt sich perfekt in den Umriss eines idealen Italienbildes. Ein Hauptort in der Motivgeschichte der Zypresse ist das Rondell im Park der Villa d‘Este in Tivoli. Es erscheint im 18. Jahrhundert als idyllisch stilisierter Ort und wird dann von romantischen Bildkünstlern einfühlsam neu gedeutet. Carl Blechen dramatisiert das Rondell zur Zypressenschlucht. Franz Liszt, häufiger Gast in der Villa, komponiert „Aux Cyprès de la Villa d‘Este“ als Totenklagelieder. Und überhaupt etabliert sich der Baum im späten 19. Jahrhundert als Existenzchiffre und Pathosformel. Arnold Böcklins „Toteninsel“ mit dem zentralen Zypressenhain komprimiert die südliche Meerlandschaft zum heroischen Grabmal. Fast zur selben Zeit wird für Vincent van Gogh in der Provence der Totenbaum zum Lebensbaum. Seine Zypressen von Saint Rémy sind ein Pendant seiner vitalen Sonnenblumen. Zu Ende erzählt ist die Bildgeschichte der Zypresse aber auch damit noch nicht.
Die Veranstaltungsgebühr für Nichtmitglieder der Dante Alighieri Gesellschaft von 5 € ist vor Ort zu begleichen.